Death Note
Mein ursprüngliches Verhältnis zu japanischen Anime-Serien ist eher gespannt. Bei Betrachtung von Biene Maja & Co klappt bei mir heut noch das Messer in der Tasche auf. Aber es gibt auch brauchbare Spielfilme aus Japan. Der dortige Großmeister ist Hayao Miyazaki, aber nicht der einzige.
Auf der Seite Subs4u werden japanische Animes vorgestellt, die noch nicht in Europa vermarktet werden. Sprache: Japanisch mit deutschen Untertiteln. (Übrigens in ausgezeichneter Typografie – davon können andere sich eine Scheibe abschneiden.) Ich habe Folgen 1-25 von Death Note angeschaut.
Handlung
Ein Todesdämon lässt sein Todes-Notizbuch in der Welt der Menschen fallen. Ein Mensch, der es aufliest, erhält die Macht, andere Menschen auf Entfernung umzubringen – einfach, indem er ihren Namen hineinschreibt.
Der Gymnasiast Light, Sohn des örtlichen Polizeichefs, findet das Notizbuch und beschließt, eine bessere Welt zu schaffen, indem er alle Bösewichte beseitigt.
Nachdem die Polizei die darauf folgenden mysteriösen Todesfälle nicht klären kann, wird der Superdetektiv L eingeschaltet. Im Lauf einer Saga voll überraschender Wendungen entwickelt sich ein intellektuelles Armdrücken zwischen L und Light.
Mein Eindruck
Optik – wie von japanischen Animes zu erwarten: frisurbetont. Qualität der Ausführung – ich hab schon schlechtere gesehen! Eingangsmusik – anfangs wild, später richtig aggressiv. Die Texte sind eine Zumutung.
Für Europäer gewöhnungsbedürftig die auf uns übertrieben wirkende Gestik und Mimik der Darsteller.
Was mich als Europäer fasziniert, ist eine mir fremde, aber in sich schlüssige Herangehensweise an einen moralischen Konflikt. Light – ein brillianter Kopf, aber verschärft mit Pubertieren beschäftigt, wünscht eine gewisse Allmachtsphantasie auszuleben. Sein Gegenspieler L – ebenfalls brilliant – glänzt durch Strubbelfrisur, schlaffe Körperhaltung, insbesondere aber durch seine permanente Beschäftigung mit Süßigkeiten. Der spielt mit ihnen rum, bevor er sie aufisst. Vom ersten Auftritt bis zum Tod in Folge 25.
Kann ich die Serie empfehlen? Keine Ahnung. Ich hab sie reingezogen, weil ich einfach wissen wollte, wie es weiter geht. Aus dem gleichen Grund hab ich schließlich auch Harry Potter gelesen, ohne ihn deswegen zu empfehlen. – Nein, ich korrigiere: die Figur L genoss meine Sympathie. Er ist genauso abseits vom Detektiv-Mainstream wie z. B. Nero Wolfe. So was brauch ich, um mich wohl zu fühlen. Ich liebe den Mainstream. Denn dann weiß ich, wo ich (voller Freude) dagegen bin.
Schlecht ist die Serie auf keinen Fall. Meine Faszination ergibt sich aus der Tatsache, dass ich zwar Zeichentrick-, aber eben kein Anime-Fan bin (und auch nicht werde), aber durch das Guckloch eines Filmes einen kurzen Ausblick auf ein mir unbekanntes Wertesystem erhielt.
14.7.2022
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