Mushishi

Zuerst stritt ich es ab, dann bezweifelte ich es, und heute korrigiere ich: Ich bin ein Anime-Fan. Spätestens seit gestern.

Die Serie Mushishi handelt von einem japanischen Folklore-Element namens Mushi, das sind Naturelemente, ungefähr vergleichbar unseren vertrauten (oder unvertrauten) germanischen Erdgeistern; weiterhin einem Gelehrten namens Ginko in dem Fachgebiet, japanisch Shi. Das ergibt den Seriennamen Mushi-Shi.

Was auffällt, ist, dass Ginko permanent einen Stummel im Mundwinkel hat, der bei trockener Witterung eindeutig qualmt. Nicht so weiß wie eine normale Fluppe, nicht so gerade wie eine Gitane Maïs, eher krumm, vermutlich Bidis. (Ich selbst hab zwar 2001 aufgehört mit Rauchen, aber ich betrachte die Raucherei als ein Grundrecht des Menschen!)

Ich verkneife mir irgendwelche Screenshots. Die Serie lebt nicht von wilden Bildern (obwohl diese Spitze sind, und ich bin weißgott anspruchsvoll), sondern von der Story. Bzw. vom Grundthema, das sich durch die Folgen hindurchzieht. Einige topoi kommen uns vertraut vor, andere nicht unbedingt:

Der Rotfuchs ist ein Vertreter des Elementes Verschlagenheit, der „Marderhund“ (mir bis dato unbekannt) ebenfalls.

Der Verlauf der Flüsse über die letzten 10.000 Jahre wurde mit einer „Wünschelrute“ ermittelt – das Werkzeug ist mir vom Hörensagen bekannt, Suchpendel ebenfalls – aber ich staune Bauklötze ob des wissenschaftlichen Aufwandes. Andererseits, was ist eine Wünschelrute gegen das „Amulett des suchenden Irrlichts“?

Aber glauben Sie ja nicht, dass hier ein Tolkien-II-Nachbau entstanden ist. Das Gegenteil ist der Fall. Die menschlichen Zusammenhänge der Mythen werden zutiefst menschlich aufgelöst. Beispielsweise bei der „Jagd nach dem Regenbogen“: ein untalentierter Abkömmling einer Dynastie von Brückenbauern jagt seit 5 Jahren dem Regenbogen nach – wahrer Zusammenhang: er wünscht, sich gegenüber seinen begabteren Geschwistern zu beweisen. Ginko begegnet ihm, und nach einer unbestimmten Zeitspanne später erfährt Ginko gerüchteweise vom Erbauer einer „unzerstörbaren Brücke“, die sich bei Sturmflut zwar in ihre Einzelteile zerlegt, die aber anschließend mühelos wieder zusammengefügt werden können. Klingt ziemlich europäisch, der Grundgedanke, oder? Ist er aber nicht. Sondern neuzeitlich und folglich ebenso japanisch (sic).

Hoffentlich kommt der nach Deutschland. Und, ich hätt Lust, mich an der Synchronisation zu beteiligen.

Obwohl ich kein Wort Japanisch kann. Hey dort draußen. Gibt es jemand, der mir das beibringt?

19.10.2022