Gendert NZZ?

Der Journalist Stefan Niggemeier titelt bei Übermedien Genderkritisierende schlagen Alarm: Kapituliert jetzt schon die NZZ vor dem woken Zeitgeist? Er liefert sich einen Beef (eine Art publizistischer Kissenschlacht im Netz) mit Boris Reitschuster zum Thema Gender-Verunstaltung der Deutschen Sprache.

Reitschuster fragt sich, ob die Neue Züricher Zeitung – vor dem Zeitgeist kapitulierend – sich für die Wortwahl „Kandidierende“ entscheidet anstelle des üblichen „Kandidaten“.

Niggemeier weist zutreffend auf lokalen Idiom der Schweiz hin – mit Screenshots zum Beleg:

Mindestens seit Mitte der 1990er-Jahre benutzt die NZZ das Wort „Kandidierende“ als Synonym für „Kandidatinnen und Kandidaten“ (beziehungsweise als Synonym für „Kandidaten“, wenn man darunter im Sinne des generischen Maskulinums Männer und Frauen versteht).

Worauf er aber abzielt: das Partizip statt des Generischen Maskulins sei etwas vollkommen normales.

Das ist unzutreffend. Das Schweizerische „Kandidierende“ ist eine regionale Form, so wie etwa ein Kfz zu „parkieren“ statt dieses zu „parken“ wie bei uns.

Ist es legitim? Aber sicher, in der Schweiz hat sich das Deutsch so entwickelt. Freiwillig, von unten quasi.

Ist es auch normativ? Hubs.

In Deutschland und Österreich – Amtssprache Deutsch – folgt die Sprache beim gemeinsamen Gassi-Gehen oder bei der unbezahlten Kaffeepause unserer Gewohnheit. Wortschöpfungen (knorke) kommen und gehen, aber verordnete Gendersprache vergewaltigt.

An der Stelle erlaube ich mir, dem sehr geschätzten Herrn Niggemeier entgegen zu schleudern: falls Sie das durch Gender erzwungene Partizip für akzeptabel halten, irren Sie.

Sie verkennen, dass amtlich verordnete Sprache eine Gehirnwäsche bedeutet. Sie verkennen, dass das Gendern ein Teilprojekt ist bei der Erosion der Familie.

Sie bilden sich vielleicht ein, die Welt zu verbessern. Weltverbessereien jeder Art haben wir in der Weltgeschichte zur Genüge gehabt, und mir fällt keine ein, die in etwas anderem als einer Katastrophe mündete.

Und wissen Sie was? Das alles wussten Sie schon vorher. Denn Sie haben nicht nach Zu-Fuß-Gehenden, nach Radfahrenden, nach Sozialforschenden in NZZ gesucht.

Freundliche Grüße: Wolf-Dieter Busch


Drauf gestoßen bin ich bei S. Rose. Ich muss ihm dankbar sein.

28.2.2024